Als Handwerkerhasser wird man von vielen Menschen angesprochen, die ihr unsägliches Leid loswerden wollen.
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| Schwarz und Rot © Vera Kriebel, 2010 |
Neulich war da ein armes Männchen, das ein neues Haus gebaut hat, hat bauen lassen, teuer durch einen General-Bauunternehmer bauen lässt. Er sollte im Juni ins Haus einziehen. Im April war klar, es gibt Verzögerungen, nicht nur wegen des Winters.
Das arme Handwerkerkundenmännchen vermag sein Leid nur anzudeuten, mehr würde ihm die Tränen in die Augen treiben. Ich lasse nach im Forschen.
Was man bei einem Balkon falsch machen kann? Vieles.
Unter zurückgehaltenen Tränen und zwischen zusammengepressten Zähnen bringt er heraus, dass der Balkon damals an der falschen Stelle angebracht worden sei ("16 Zentimeter versetzt!". Wochen später stellt sich heraus, dass der nun neu und an der richtigen Stelle ansetzende Balkon eine so starke Neigung hat, dass Gläser vom Tisch rutschen. Aber da hatte das Bauherrn-Männchen schon aufgegeben und sich in die Gegebenheiten gefügt.)
Aufräumen mit einem Mythos: Bau-Herren
- Es ist schon als Ironie des Schicksals zu bezeichnen, dass diese hilflosen Handwerkerkundenmännchen dann auch noch den Titel "Bau-HERREN" tragen - sind sie doch auf dem ("ihrem") Bau alles andere als die Herren, sondern Rechtlose, deren Daseinberechtigung einzig und allein darin liegt, gefräßigen Handwerkern ihr sauer Erspartes zu überweisen.
Verzögerung und Duschen
Nun, jedenfalls wurde der Umzug auf Juli verschoben, sicherheitshalber wollte man Anfang August einziehen. Daraus wurde nichts, wie jeder Leidtragende unschwer voraussehen kann. Die bisherige Wohnung war gekündigt, ein netter Vermieter und noch netterer Nachmieter gab dem Männchen vier Wochen in den alten vier Wänden. Dann aber musste man heraus, heraus aus alten, aber schönen Räumen. Hinein ins neue Haus, das natürlich noch nicht fertig war. Die Duschen waren im Juni bestellt worden (warum erst im Juni, wusste man doch schon seit Jahren, das ein Haus heutzutage durchaus über eine oder mehrere Duschen verfügt?). Diese Duschen waren keine Sonderanfertigungen, sondern Standard. Und trotzdem waren sie im August "noch nicht da".
Fertigungs-Sommermärchen
Und hier kommt wieder der alte Spruch von Just-in-Time, der dadurch, dass er auf moderne Wirtschafts- und Herstellungsverfahren verweist, nicht wahrer wird, wie ich bereits am Beispiel von Türen erläutert habe: Die Duschen werden - so der Bauunternehmer - angeblich erst bei Bestellung gefertigt, eine Lagerhaltung gebe es heute nicht mehr. Abgesehen davon, dass dann eben eine Bestellung früher hätte erfolgen müssen - jetzt kommt das zweite Märchen: Im Juni sollten die Duschen "da sein", im Juni beginnen - so der allwissende Bauunternehmer - die Ferien - und da wird in diesen Betrieben eben bis August nicht mehr gearbeitet. Das ist das so genannte Fertigungs-Sommermärchen. Hanebüchner Blödsinn, klar. Aber was soll man machen. Jedenfalls ist die Familie nun seit vier Wochen im neuen Haus und - das Handwerkerkundenmännchen stockt glasigen Auges und schluckt die Tränen hinunter - die Duschen lassen sich immer noch nicht blicken. Dafür aber ... (morgen mehr)
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