Freitag, 18. Mai 2012

Über den Tellerrand II: Preisspannen & Satellitenanlage

Zum Thema Unterhaltungselektronik und Preisspannen gepaart mit schon unverschämt zu nennender Handwerksarroganz gleich noch etwas nachgeschoben:

Blüh!
(c) Vera Kriebel, 2011

Das Nachbarhaus soll eine gemeinsame Satellitenanlage für sechs Parteien erhalten. Erste Wahl ist natürlichder Unterhaltungselektronikladen vor Ort. Ein Angebot wird eingeholt. Der Handwerker schaut sich vor Ort um und sieht: Probleme. Ob er das überhaupt hinbekommt, ist seinen Aussagen nach fraglich - und das heißt ja bekanntlich so viel wie "Oh, oh" und meint, das wird teuer.

Hier heißt es zusätzlich aber auch, dass es überhaupt nicht auf vernünftige Art und Weise geht:

Raffgierige Unfähigkeit vor Ort

Eine Innen-Verlegung der Kabel wird sehr wahrscheinlich nicht funktionieren, er schlägt draußen vor. An der Hauswand sollen Kabel entlang gezogen werden. Und dann durch mehr als 50 Zentimeter dicke Außenmauern hineingeführt werden. Das gibt nicht nur Dreck. Das ist geradezu archaisch. Die Nachbarn sind gar nicht begeistert. Er könne natürlich auch innen die Verlegung versuchen. Aber ob das geht ...

Und wenn nicht, was dann? Er redet um den heißen Brei herum. Ein wirkliches Konzept scheint er nicht zu haben, noch weniger einen konkreten Plan, wo und wie die Satkabel verlegt werden sollen. Zwischen den Zeilen wabert noch anderes. Sein beredtes Schweigen zwischen den Sätzen verrät uns, dass er dann die Wände aufgehämmert, den Kamin als möglichen Kabelschacht offen gelegt hat ... und im Zweifelsfall wieder geht. Unverrichterter Dinge. Der Nachbar ist entgeistert.

Vor zwei Wochen war dann das schriftliche Angebot im Briefkasten. 1.200 Euro, und nur für die äußere Verlegung, die er wollte, die Nachbarn, seine Kunden, nicht.

Empfehlung und Pflicht: Angebote einholen

Der Nachbar ist erst kürzlich zum Hausbesitzer heruntergekommen. Er denkt, so wie ich in meinen Anfangstagen: Was soll man machen und nimmt das Angebot dann trotzdem, weil der Handwerker es ja wissen muss - er hat's ja schließlich studiert. Und so viel wird sich das ja nicht nehmen.

Diesmal macht er sich aber - auf Anraten meinerseits, die diesen Tipp wiederum von der ehemaligen Hausverwaltung hat, die ebenfalls nicht der Preis so sehr gestört hätte, sondern die geplante Ausführung, die dem Kunden eben nicht passte, und die zudem immer mehrere Angebote geholt hat (weil sie eben kein Anfänger war) - doch die Mühe und fragt bei einem anderen Unterhaltungselektroniker an.

Auch diese Firma schaut sich erst einmal vor Ort um. Demnach gibt es aber keine Probleme. Innerhalb von zwei Tagen ist das neue Angebot da: 800 Euro.

Handwerkers Angebotskalkulation 

Ich bin dabei, als der Nachbar dem Orts-Elektroniker absagt. Als er den Konkurrenzpreis hört, meint er, sie könnten ja noch einmal über sein Angebot reden. Wieder lässt sein beredtes Schweigen zwischen den Zeilen keinen Zweifel offen: Jetzt würde er mit dem Preis heruntergehen. Und zwar um über 30 Prozent. Nachbar und ich können es kaum glauben. Wie seriös ist denn dann ein Angebot von ihm? Will er erst einmal die Leute übers Ohr hauen und wenn es eben nicht mehr anders geht, gibt er dann ein faires Angebot ab? Der Nachbar sagt ihm genau dies. Außerdem habe er den Eindruck gewonnen, dass er dem Auftrag nicht gewachsen sei. Er grummelt und murmelt.

Industriekultur mal anders:
Die unsichtbare Schönheit des Duisburger Nordens
Vera Kriebel, 2012

Wunderbar - perfekte Installation der Gemeinschaftssatanlage

Dann wurde die Satanlage installiert. Eine gemeinschaftliche Verteiler-Anlage unterm Dach, davon zweigen die Kabel in die einzelnen Wohnungen ab. Das Ganze war eine Sache von drei Stunden, ganz wenig Lärm, sehr, sehr wenig Staub, überhaupt keinem zurückgebliebenem Dreck, von optisch einwandfreien, fast nicht sichtbaren Löcher in den Mauern bzw. Wänden und einer Kabelverlegung über fast unsichtbare weiße Kabelschächte in den Ecken der Zimmer.

Ich kann auch begeistert sein von Handwerkern. Dieses Handwerksunternehmen hat mich begeistert. Sollte bei mir noch mal etwas in der Richtung anstehen, werde ich mich auch an ihn wenden. (Über den Stundensatz wollen wir uns deswegen diesmal einmal nicht aufregen, gell?!)

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